Mittwoch, 23. Mai 2012

Gemeinsam stieg diese zwangsläufig zusammengewürfelte Zweckgemeinschaft in einem silbergrauen Subaru Forester und machte sich auf den Weg zur Bahnstation. Die Straße führte sie vorbei am sagenumwobenen Monticulo de la Verguenza, wo die früheren Inselkönige begraben sind. Der Anblick verursachte Burgsmüller und Lohmann eine Gänsehaut. Beeindruckende, kunstvoll in Form von wilden Tieren geschnittene Hecken kündigten an, dass man bald in La Gotera ankommen würde, von wo aus eine völlig überalterte Inselbahn als einzige Verbindung ins Innere der Insel führte.Tatsäschlich stand am Bahnhof eine dampfende Lokomotive aus grauer Vorzeit mit 5 Anhängern bereit. Zahlreiche Inselbewohner hatten schon Platz genommen. Lohmann bemerkte, dass die Waggons nur lose aneinander gekoppelt waren, er vermisste ein zentrales Bremssystem. Er fragte einen der Passanten dazu. Jener erkläte ihm, dass zu diesem Zweck auf jedem Waggon ein junger Bursche mitfährt, der im rechten Moment seinen Waggon per Hebel bremst und dass dies auch meist gut gegangen sei.

Sonntag, 6. Mai 2012

"Es ist mir eine Ehre, Ihre Bekanntschaft zu machen", begrüßte sie der zwielichtige Abenteurer. "Mir ist zu Ohren gekommen, dass wir möglicherweise ein gemeinsames Interesse haben, so, warum sollten wir nicht zusammen arbeiten ?" Burgsmüller und Lohmann wussten, dass man diesem Compadre nicht trauen durfte, aber was waren in diesem Moment ihre Alternativen ? Sie nickten sich stumm zu und und erklärten dann dem Bretonen gegenüber ihre Bereitschaft zur Kooperation, mit dem Hintergedanken, bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit aus der Sache auszusteigen.
So schlug der Bretone vor, am nächsten Tag zum Monte Obligo aufzubrechen. Man würde die Inselbahn nehmen. Lohmann erinnerte sich, dass jemand ihnen schon den Tipp gegeben hatte, den Lokomotivführer Esta Renfe anzusprechen. Eine weitere Falle ? Oder stand er möglicherweise auf ihrer Seite ? Kannte der Bretone ihn ?

Donnerstag, 3. Mai 2012

Sie begab sich zu einem metallic-schwarzem Maybach 62, der vor dem Flughafengebäude geparkt war,  und öffnete die Fondtür. Mit einem Kopfnicken deutete sie den beiden an, einzusteigen. Sie stieg als Letzte ein. Dann fuhr der Chauffeur los und sie erreichten nach einer vielleicht 20 minütigen Fahrt ein großes Anwesen, in dessen Mitte sich ein Luxusbungalow befand.
Im Bungalow empfing sie gedämpfte Beleuchtung und der Duft schwerer, teurer Zigarren. Aus unsichtbaren Lautsprechern füllten smoothige Jazzkklänge den Saal. Lohmann checkte im Geiste seine Musikdateien und kam zu dem Schluß, dass es sich um Hurtador de los Cojones handeln musste. Eine männliche Person betrat durch eine Türen den großen Saal und reichte Tamara Jagelowska ein Glas Cherry. Lohmann und Burgsmüller erstarrten: Es ist André, der Bretone. Wie konnten sie nur in diese Falle tappen ?

Mittwoch, 2. Mai 2012

Nach der Landung betreten sie die menschenleere Halle des kleinen Flughafens. Offenbar werden sie dort von einer Frau erwartet. In einem eng anliegendem roten Outfit, gekrönt mit einem breitkrempigen Strohhut und einer überdimensionalen Straußenfeder. Sie stellt sich ihnen als Tamara Jagelowska vor. Dann  dreht sie sich um und verlässt schnellen Schrittes das Flughafengebäude. Die beiden haben Mühe, mit ihrem Tempo Schritt zu halten, folgen ihr aber neugierig.

Donnerstag, 19. April 2012

Wusste der Pilot etwas, was die beiden nicht wussten ? Angestrengt lenkt er die Maschine durch das nebelige Wolkenband. Bald schon kommt schemenhaft die Westküste von Tres Malchas in Sicht.
Der Pilot dreht sich um und pfeift drei mal kurz, um die Aufmerksamkeit der beiden zu erhaschen. Er brüllt ihnen über den Motorenlärm hinweg zu, dass sie sich in Tres Malchas nach einem Typ namens Huevo Cochido erkundigen sollten. Der könne ihnen alles beschaffen, was sie brauchten, fügt er mit einem Augenzwinkern hinzu. Dann beginnt der Landeanflug.

Mittwoch, 18. April 2012

Der Pilot hockte zusammengekauert in seinem altmodischen Cockpit, es roch nach billigem Schnaps und kalter Zigarrenasche. Er faltete die Hände ? Betete er am Ende ?
Burgsmüller war in einen Science Fiction Roman vertieft, und Lohmann vertrieb sich die Zeit damit, auf seinem Notebook Solitär zu spielen.

Dienstag, 17. April 2012

Es galt also, über zu setzen nach Tres Malchas. Nach kurzer Überlegung kamen Burgsmüller und Lohmann überein, den Luftweg zu wählen. Sie sahen sich an dem kleinen Flughafen von Broufado nach einer geeigneten Möglichkeit um. Am ehesten ihr Vertrauen fand noch eine blau-gelb lackierte Piper Seneca aus dem Siebziger Jahren. Der Pilot lehnte lässig eine Zigarre rauchend an seiner Maschine. Bezüglich des Preises war man sich schnell einig.
Staubige Sitze und tief hängende Regenwolken machten diesen fast 3 stündigen Flug nach Tres Malchas nicht gerade zu einem touristischen Highlight. Sie wurden das Gefühl nicht los, die alte Möhre könnte jeden Augenblick abschmieren.

Montag, 9. Januar 2012

Saxe erinnerte sich, dass der Bretone etwas von der unsichtbaren Stadt Sinwastatiwa gesagt hatte. Einem Ondit zu Folge, sollte man bei klarer Sicht vom Monte Ombligo auf Tres Malchas aus einen Blick auf die Stadt erhaschen können. Saxe gab ihnen noch den Tipp, sich im Hafen von Tres Malchas nach dem Lokmotivführer Esta Renfe zu erkundigen. Er wünschte ihnen alles Gute. Burgsmüller und Lohmann waren sich darüber klar, dass diesem Mann nicht zu trauen war.

Sonntag, 8. Januar 2012

Willdimeit hatte ihnen vor der Abreise noch ein Handout mit wichtigen Hinweisen zugesteckt. Dort hatte Burgsmüller erfahren, dass im Auftrag des französischen Mutlimilliadärs und Psychometrikers Claude de Noisetier ein Abenteurer unterwegs war, um die Kulln Papiere aufzufinden. Noisetier versprach sich darin wichtige Formeln und Beweise zum Erreichen der permanenten Glückseligkeit im Sinne des Ebbaismus. Angeblich hatte Rotboock-Banter auf diesem Gebiet weitreichende Studien unter Einbeziehung geheimer Drogen der Eingeborenen von Tres Malchas betrieben.
Jedenfalls stimmte Saxes Beschreibung ziemlich deutlich mit der überein, die in Willdimeits Dokumentation über den Abenteurer stand, der als André der Bretone einen gewissen Ruf in der Szene genoss.

Samstag, 7. Januar 2012

Die Eingeborenen waren gerührt von den Klängen der Flöte, steckten ihre Waffen weg und begannen nach und nach, den Rhythmus der alten Volksweise mit zuklatschen. Der Boss im Khakianzug gab ein Handzeichen, Lohmann stoppte gespannt. Der Mann stellte sich vor als Erich Saxe, ehemaliger Leiter der Sozialistischen Ferienkolonie Frömmelheim. Er lud Burgsmüller und Lohmann zu einem ausgiebigen Mahl ein. Man kredenzte Cojones de Hiena an einer Mandel-Senf Sauce, dazu gab einen aus fermentierter Büffelmilch gebrannten milden Schnaps. Saxe fragte die beiden aus nach ihren Plänen. Schliesslich teilte er ihnen mit, dass vor wenigen Tagen bereits jemand sich nach den Kulln Papieren erkundigt hatte. Saxe beschrieb ihn als mittelgroßen Mann mit zurückgekämmten Haar und einer auffälligen runden Brille, er sprach mit französischem Akzent. Burgsmüller war sofort klar, wer gemeint war. Willdimeit hatte sie vor ihm gewarnt: André der Bretone.

Freitag, 6. Januar 2012

Zu spät merkten sie, dass es eine Falle war. Die gesamte Anlage machte den Eindruck, bereits vor mehr als 10 Jahren verlassen worden sein. Aus einer der verfallenen Hütten traten plötzlich 5 schwerbewaffnete Eingeborene.
Die finsteren Gestalten befahlen Burgsmüller und Lohmann, in einen rostigen Minivan einzusteigen. Nach einer wilden Fahrt quer über die Insel gelangten sie zu einer eleganten weißen Villa im Kolonialstil der 20er Jahre. Sie wurden im Salon einem Herrn in einem hellen Khakianzug vorgeführt. Einer der Handlanger tastete sie nach Waffen ab. Er entdeckte in Lohmanns Brusttasche dessen Blockflöte, die er immer bei sich trug. Der Anführer wollte wissen, was das ist. Lohmann nahm sie in die Hand. Mehrere Waffen klickten, wurden auf ihn gerichtet. Jetzt ein Fehler, und es war zu Ende, so viel war klar. Lohmann setzt schweißgebadet die Blockflöte an und spielte die ersten Takte von "Alazán, tú has despabilado la oca"